Jerome Powell hat Kurs gehalten. Trotz der beharrlichen Turbulenzen innerhalb des US-Bankensektors setzte die amerikanische Zentralbank FED in dieser Woche die zehnte Leitzinserhöhung in Folge um. Marktteilnehmer, die direkt nach der Pleite der Silicon Valley Bank einen unmittelbaren Kurswechsel der Geldpolitik ausgerufen hatten, wurden erneut enttäuscht. Auch die Hoffnung auf ein offiziell bestätigtes Ende der Zinsschritte wollte der oberste Währungshüter nach der Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte nicht erfüllen. Zusätzlich erteilte er, entgegen der Erwartung des Derivatemarktes, zeitnahen Zinssenkungen eine Absage. Diese seien in einer Welt der nur langsam zurückgehenden Inflation schlicht nicht angebracht.
Allerdings wurde die offizielle Erklärung zum Zinsentscheid laut Powell in „bedeutender“ Art und Weise verändert: Der Verweis auf die Angemessenheit weitere Zinserhöhungen wurde gestrichen. Zusätzlich bestätigte er seine Einschätzung, dass die Verschärfung der Kreditbedingungen aufgrund der Belastungen des Bankensektors in etwa einem zusätzlichen Zinsschritt gleichkomme. Da der zukünftige Kurs der Notenbank von den eingehenden Wirtschafts- und Inflationsdaten bestimmt werden soll, erscheint für GANÉ eine Zinspause in der US-Geldpolitik im Juni als das wahrscheinlichste Szenario.
Sollte die Preisentwicklung in den kommenden Wochen ihre langsame Beruhigung fortsetzen, kommt ein Ende von – zumindest weiteren direkt aufeinanderfolgenden – Zinserhöhungen in den USA in greifbare Nähe. Die Historie des S&P 500 vor dem Hintergrund vollständig abgeschlossener Zinszyklen zeigt, dass der Aktienmarkt seit dem Jahr 1955 im Durchschnitt eine positive Entwicklung in den sechs Monaten nach der letzten Zinserhöhung aufweist. Auch dann, wenn die Zinsen von der US-Zentralbank nicht unmittelbar gesenkt, sondern konstant gehalten werden.
GANÉ setzt daher weiter in erster Linie auf Aktien von Gewinner-Unternehmen, die auch in einem Umfeld von dauerhaft höheren Finanzierungkosten durch steigende freie Cashflows und eine hohe Rohertragsmarge glänzen können. Eine Zinspause in der US-Geldpolitik oder ein mögliches Ende des Ansteigens von Kapitalkosten sollte sich auf diese Geschäftsmodelle besonders positiv auswirken; und zwar unabhängig davon, ob sich die derzeit eingepreiste Hoffnung der Kapitalmärkte auf Zinssenkungen erfüllt oder nicht. Zusätzlich bleiben wir im Anleihesegment auf die Sicherheit der zukünftigen Kuponzahlungen fokussiert und lassen uns von vermeintlich hohen Renditen bei Hochrisikopapieren nicht blenden. Die Ausfallraten dürften aufgrund der historisch einmaligen Geschwindigkeit der geldpolitischen Straffung deutlich ansteigen, selbst wenn vorerst keine weitere Zinsanhebung in den USA auf die Unternehmen zukommt. Somit bleiben wir auf Staatsanleihen erster Bonität mit kurzer Laufzeit und geringem Ausfallrisiko fokussiert und wählen nur behutsam und vereinzelt Unternehmensanleihen aus.