81 Milliarden US-Dollar operativer Cashflow! Die fünf Superstars unter den US-amerikanischen Tech-Unternehmen haben in der vergangenen Woche atemberaubende Zahlen für das erste Quartal 2021 vorgelegt. Apple (24 Milliarden), Microsoft (22 Milliarden), Alphabet (19 Milliarden), Facebook (zwölf Milliarden) und Amazon (vier Milliarden) erzielten gemeinsam in nur 90 Tagen einen operativen Cashflow von 81 Milliarden US-Dollar. Auf Jahressicht generieren die „Großen Fünf“ mittlerweile deutlich mehr als 300 Milliarden US-Dollar. Die Innenfinanzierungskraft, die für Investitionen, Dividenden und Aktienrückkäufe zur Verfügung steht, ist gigantisch. Und sie nimmt kontinuierlich zu.

Diese Zahlen und die starke Marktposition einzelner Unternehmen im Technologiebereich rufen im Lager der beiden großen US-Parteien regelmäßig Forderungen nach kartellrechtlicher Regulierung oder gar Zerschlagung hervor. Während die Obama-Administration noch den Kauf von Whatsapp und Instagram durch Facebook absegnete, leiteten staatlichen Behörden unter Präsident Trump allein im Jahr 2020 fünf kartellrechtliche Verfahren gegen Facebook und Alphabet ein. Joe Bidens Nominierung der beiden Columbia-Professoren und Regulierungsbefürworter Lina Khan und Timothy Wu führt die Trumpsche Politik fort. Das Thema ist in der „Federal Trade Commission“ und im „National Economic Council“ priorisiert.

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass eine dominante Marktposition zu einer Intervention der US-Behörden führen kann. AT&T vereinte in den 1970er Jahren mehr als 70 Prozent der gesamten US-amerikanischen Telekom-Umsätze auf sich. Die Zerschlagung im Jahr 1984 war die Folge. Aktuell sollte man aber keine allzu große Angst vor Regulierungs- und Zerschlagungsbestrebungen haben. Entscheidend für eine nachhaltig positive Aktienkursentwicklung ist, dass Unternehmen ihr Innovationstempo beibehalten und die Gunst ihrer Konsumenten nicht verlieren. Die Corona-Krise hat deutlich gezeigt, dass Apple, Microsoft, Alphabet, Facebook und Amazon genau diejenigen Dienstleistungen und Produkte anbieten, die Konsumenten benötigen und lieben. Im Vergleich zur eher trägen Telekommunikation der 1980er Jahre reiten die heutigen Technologieriesen auf einer Welle beständiger Innovationen, die die Konsumenten begeistern. Viele Nutzer können sich einen Alltag ohne die liebgewonnenen Errungenschaften kaum mehr vorstellen. Zusätzlich können etwaige Spin-offs einzelner Divisionen sogar einen erheblichen Mehrwert für die Aktionäre erzielen. Man denke nur an den erfolgreichen Spin-off von PayPal aus dem eBay-Konzern im Jahr 2015. Segmente wie ApplePay oder YouTube haben längst eine Größe erreicht und Wachstumsdynamik entfaltet, die einen eigenständigen Börsenauftritt erfolgreich machen würde. Außerdem darf man nicht vergessen: Der große Erfolg der Unternehmen kommt der US-Bevölkerung spürbar zu Gute. Allein Apple wird in den USA in den kommenden fünf Jahren 430 Milliarden US-Dollar investieren. Datencenter sollen ausgebaut und amerikanische Zulieferer unterstützt werden. Joe Biden dürfte sich nach der schärfsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg genau überlegen, ob und wie er in einen solchen Job- und Ertragsmotor regulatorisch eingreifen möchte. Im Ergebnis dürfte gelten: Der Traum für Apple & Co geht weiter – trotz kartellrechtlicher Regulierung.

Autor:
Marcus Huettinger Kapitalmarktstratege
Drucken:
Schließen