Joe Biden legte letzte Woche die Eckpunkte seiner Agenda „Build Back Better (BBB)“ zur Verbesserung der Sozial- und Klimapolitik in den USA vor. In den kommenden zehn Jahren sollen 1,75 Billionen US-Dollar für Investitionen von historischer Tragweite ausgegeben werden. Davon stehen 555 Milliarden US-Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel bereit. Zur Finanzierung des Maßnahmenpakets, das im Vergleich zu den ursprünglich geplanten 3,5 Billionen US-Dollar nach zähen politischen Verhandlungen deutlich kleiner ausgefallen ist, setzen die Demokraten auf Steuererhöhungen für Unternehmen und Vermögende.
Die Körperschaftsteuer wird zwar nicht angehoben, vorgesehen ist aber eine Mindeststeuer für Unternehmen in Höhe von 15 Prozent. Darüber hinaus plant die Biden-Administration eine Anhebung der Steuer auf Repatriierung von international erwirtschafteten Gewinnen von derzeit 10,5 Prozent auf 15 Prozent. Private Einkommen über 10 Millionen US-Dollar werden mit einer Zusatzsteuer von fünf Prozent und Einkommen über 25 Millionen US-Dollar mit einer weiteren Zusatzsteuer von drei Prozent belegt.
Darüber hinaus sollen Unternehmen, und das ist eine echte Überraschung im Regelwerk, Steuern auf Aktienrückkäufe in Höhe von einem Prozent auf das zurückgekaufte Volumen entrichten. Zu häufig setzen Firmenlenker, so Biden, solche Rückkäufe ein, um sich über Aktien und Optionen persönlich zu bereichern, anstatt in das Unternehmen selbst und in seine Mitarbeiter zu investieren.
Die Ankündigung von Aktienrückkäufen im Volumen von einer Billion US-Dollar im Jahr 2021 markiert einen neuen Rekord. Im Vergleich zum Jahr 2000 entspricht dies einer Verfünffachung. Kein Wunder, denn der Aktienrückkauf kann für Investoren sehr vorteilhaft sein: Werden die Aktien zurückgekauft und eingezogen, verringert sich die ausstehende Aktienanzahl und der Gewinn pro Aktie steigt. Ebenso der prozentuale Anteil am Unternehmen desjenigen Investors, der seine Aktien nicht verkauft. Darüber hinaus hat ein solcher Rückkauf immer auch einen kursstützenden und kurspflegenden Charakter, ob gewollt oder ungewollt. Entscheidend für die Beurteilung, ob Aktienrückkäufe ein Fluch oder Segen sind, ist immer die Frage nach dem Rückkaufpreis und den alternativen Investitionsmöglichkeiten. Ein exemplarisch guter Rückkäufer ist Berkshire Hathaway. Die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett tritt seit nunmehr zehn Jahren nur dann als Käufer eigener Aktien auf, wenn das Unternehmen unterbewertet ist.
Warum sieht sich Joe Biden aber nun gezwungen, Aktienrückkäufe mit einer Steuer zu belegen oder das Volumen der Rückkäufe gar einzudämmen? Die Antwort liegt in der unterschiedlichen Qualität der zurückkaufenden Unternehmen.
Zu häufig werden Aktienrückkäufe von Unternehmen mit schwachen Bilanzen als Mittel zur kurzfristigen Steigerung des Aktienkurses eingesetzt. Oftmals werden dafür sogar Kredite aufgenommen. So können Manager Aktienoptionen wertvoller machen, obwohl das Unternehmen keinerlei operativen Fortschritte erzielt. Das sogenannte „Financial Engineering“ schadet Unternehmen und der gesamten Volkswirtschaft. Manager von sehr profitablen Unternehmen entscheiden dagegen zunächst, wie sie operative Zahlungsmittelüberschüsse nach Abzug von Erhaltungsinvestitionen, die sogenannten „freien Cash-Flows“, verwenden. Aktienrückkäufe sollten nur dann eine Option sein, wenn neben den Erhaltungsinvestitionen auch die notwendigen Wachstumsinvestitionen getätigt wurden. Auf solche Unternehmen fokussiert sich GANÉ. Denn die richtigen Wachstumsinvestitionen führen zu wachsenden Cash-Flows in der Zukunft. Und diese können wiederum auch für Aktienrückkäufe eingesetzt werden. Daran erfreuen wir uns im ACATIS GANÉ Value Event Fonds. Apple, um ein weiteres Beispiel zu geben, wird im Jahr 2021 für 90 Milliarden US-Dollar eigene Aktien zurückkaufen. Zusätzlich wird das Unternehmen aus Cupertino allein in den USA in den kommenden fünf Jahren 430 Milliarden US-Dollar investieren. Eine solch ausgewogene Strategie dürfte auch Joe Biden als Segen empfinden.