Im Rahmen unserer Roadshow «Investment Summit» wiesen wir zu Beginn des Jahres 2025 auf ein Risiko an den Kapitalmärkten hin, dem seinerzeit sowohl Börse als auch Politik noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenkten: die ausufernde Verschuldung der USA.
Heute hat das Thema in der Berichterstattung an Präsenz gewonnen, aber keineswegs an Brisanz verloren. Zur Einordnung: Seit den 1960er Jahren kennen die US-Staatsschulden, in absoluten Zahlen und unabhängig von Regierungspartei und Präsidentschaft, nur eine Richtung: steil nach oben. 37 Billionen US-Dollar sind es aktuell. In Relation zur Wirtschaftsleistung betragen die Schulden rund 123 Prozent, womit sogar der Hochpunkt nach dem zweiten Weltkrieg überschritten wurde. Nur in der Corona-Krise war die prozentuale Last noch höher. Das Problem liegt nun darin, dass sich nach einer jahrelangen Niedrigzinsphase die durchschnittlichen Refinanzierungskosten kontinuierlich erhöhen. Die Zinsaufwendungen erreichten im Jahr 2024 bereits 0,9 Billionen US-Dollar, was in etwa dem US-Militärbudget entspricht – Tendenz steigend. Dies trifft zudem auf ein hohes jährliches Haushaltsdefizit, das aktuell bereits rund sechs Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht.
Wer auf ein konsequentes Gegensteuern zur Schuldenreduzierung durch das neu formierte „Department of Government Efficiency – DOGE“ und die zuletzt verabschiedeten Haushaltsgesetze hoffte, wurde enttäuscht. Während Volkswirte debattieren, ob der „Big Beautiful Bill Act“ das Defizit durch eine Verlängerung von Steuererleichterungen erhöht oder nicht, ob zusätzliche Einnahmen aus Handelszöllen ein wenig Linderung verschaffen oder nicht, wurden an anderer Stelle Fakten geschaffen: Der Kongress hat die Schuldengrenze um weitere fünf Billionen US-Dollar angehoben. Elon Musk sieht in diesem Bundesgesetz eine Untergrabung der Arbeit des DOGE-Teams, dessen ursprüngliches Einsparungsziel von zwei Billionen USD allerdings ebenfalls schon deutlich reduziert werden musste.
Die Ratingagentur Moody´s stufte die US-Kreditwürdigkeit aufgrund mangelnder fiskalpolitischer Disziplin bereits am 15. Mai 2025 von der Bestnote „Aaa“ auf „Aa1“ herab. In den letzten Wochen sind die Renditen der 30-jährigen US-Staatsanleihen kurzzeitig wieder über die Schwelle von 5 Prozent gestiegen. Der US-Dollar-Index DXY, der die Entwicklung des Greenbacks gegenüber wichtigen Vergleichswährungen misst, setzt seinen Abwärtstrend fort. Die Kapitalmärkte blicken zurecht mit zunehmender Sorge auf die langfristigen Auswirkungen eines unausgeglichenen US-Staatshaushalts. Laut einer Umfrage der Bank of America werden Short-Positionen im US-Dollar sogar als der am stärksten besetzte Handel („most crowded trade“) wahrgenommen.
Wir möchten in einen Abgesang auf US-Dollar, US-Staatsanleihen und Investitionen in den USA allerdings nicht einstimmen. Trotz einer etwas schwächeren Nachfrage nach US-Staatsanleihen bei den letzten Auktionen, bilden die sogenannten US-Treasuries mit einem ausstehenden Volumen von rund 29 Billionen US-Dollar unverändert den größten Währungsmarkt – weit vor Japan, deren Währungsmarkt nur etwa ein Drittel dieser Größe zählt. Die Tiefe des US-Markts an Liquidität bleibt vorerst „alternativlos“. Zusätzlich steht die US-Zentralbank, trotz der Beeinflussungsversuche durch die US-Administration, weiterhin für Unabhängigkeit und Stabilität. Gleichzeitig sind zahlreiche US-Unternehmen, insbesondere bei zukunftsträchtigen Technologien, unverändert das Maß aller Dinge, was Innovation und Profitabilität angeht.
Langfristig dürfte der US-Politik aber keine Wahl bleiben: Das Haushaltsdefizit muss durch unpopuläre Ausgabenkürzungen reduziert werden. Die bloße Hoffnung auf höhere Einnahmen durch einen Wachstumsschub und Zölle wird den Anleihemarkt dauerhaft nicht beruhigen. Bis diese schmerzhafte Erkenntnis zu handfesten Maßnahmen führt, ist ein weiterer Renditeanstieg der US-Staatsanleihen und eine zusätzliche Abwertung des US-Dollars nicht auszuschließen. Ein Übergewicht in der US-Währung und das Eingehen einer langen Duration auf der Anleiheseite machen daher aus unserer Sicht wenig Sinn, während starke Unternehmen mit hoher Innovationskraft, geringer Verschuldung und vertretbarer Bewertung eine echte Alternative darstellen können. Ein gewissenhafter Umgang mit den vorliegenden makroökonomischen Risiken ist das Gebot der Stunde.
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