Der S&P 500 konnte in diesem Jahr mehr als 60 neue Allzeithochs erreichen. Die Bewertungskennzahlen des Leitindex, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, wurden dank der gewaltigen Liquiditätsschwemme durch Geld- und Fiskalpolitik und im Zuge der starken Unternehmensergebnisse seit dem Corona-bedingten Wachstumseinbruch auf neue Rekordstände gehoben. Investoren müssen derzeit das 21-fache der erwarteten Unternehmensgewinne für das Jahr 2022 bezahlen. Historisch betrachtet waren Aktien in mehr als 90 Prozent der Fälle in den USA günstiger bewertet als heute. Warren Buffetts Lieblingsindikator, der die Marktkapitalisierung der Weltaktienmärkte ins Verhältnis zur globalen Wirtschaftsleistung setzt, weist mit rund 130 Prozent einen neuen Rekordwert auf. Beide Größen deuten darauf hin, dass wir uns in einem teuren Börsenmarkt bewegen. Und weil auch das bekannteste „Barometer der Angst“, der „Chicago Board Options Exchange Volatility Index“, genannt VIX, in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen ist, fragen sich nunmehr viele Investoren: Bleiben Aktien weiterhin die bevorzugte Anlageklasse?
Für GANÉ lautet die Antwort „Ja“. Aktien bieten auch weiterhin die höchsten Renditechancen aller Anlageklassen. Nach dem dramatischen Verfall der nominalen Anleiherenditen ist der 35 Jahre währende Bullenmarkt für festverzinsliche Wertpapiere zu einem Ende gekommen. 74 Prozent der Unternehmen im STOXX-Europa-600 weisen sogar eine höhere Dividendenrendite als die durchschnittliche Rendite der ausgegebenen Unternehmensanleihen auf. Die Credit-Spreads stehen nahe ihrer historischen Allzeittiefs, so dass selbst im High-Yield-Segment, dem Bereich von Emittenten schlechterer Bonität, die mickrigen Verzinsungen die vorhandenen Risiken längst nicht mehr adäquat abgelten.
Allerdings werden es die Aktienmärkte in der Breite deutlich schwerer haben, neue Höchststände zu erzielen. In den USA steht die Inflation derzeit auf einem 31-Jahres-Hoch. FED-Chef Jerome Powell hat bei seinen Anhörungen vor dem Kongress am 30. November 2021 erstmals auf die Bezeichnung „vorübergehend“ verzichtet und eine hawkische Wende in der Inflationseinschätzung vollzogen. Noch im Dezember könnte eine beschleunigte Verknappung der Geldmenge im „Federal Open Market Committee“ der US-Zentralbank beschlossen werden. In der Folge würden die monatlichen Anleihekäufe schneller beendet und Zinserhöhungen könnten früher eintreten als erwartet. Fiskalpolitische Hilfsmaßnahmen wie die zusätzliche wöchentliche Arbeitslosenunterstützung von 300 USD pro Anspruchsberechtigtem wurden bereits eingestellt.
Die Aussicht auf einen Paradigmenwechsel in der US-Zinspolitik stellt für Investoren eine neue Herausforderung dar. Gleichzeitig zeigt das nervöse Börsentreiben seit Bekanntwerden der Virus-Variante Omikron, dass sprunghafte Volatilitätsausschläge jederzeit eintreten können. Unsere Antwort auf ein Umfeld hoher Inflation und zunehmender Kapitalmarktrisiken ist die aktive Auswahl von langfristigen Gewinner-Unternehmen. Stock-Picking macht es möglich, die Aktien von denjenigen Unternehmen herauszufiltern, die ein attraktives Wachstumsprofil, hohe Rohertragsmargen und gute Cash-Flows aufweisen. Solche Unternehmen sollten auch in Zukunft ausschüttungsstark bleiben und höhere Preise an Konsumenten weitergeben können. So wie Microsoft. Das Unternehmen gab jüngst bekannt, den Preis für Monatsabonnements seines Softwarepakets „Office 365“ für Firmenkunden um 20 Prozent erhöhen zu wollen. An den „richtigen“ Aktien führt also auch weiterhin kein Weg vorbei.