Die Hilfsmaßnahmen in den USA haben ein historisches Ausmaß erreicht. Die Ankündigung eines zusätzlichen Infrastrukturprogramms in Höhe von drei Billionen US-Dollar veranlasste den Kapitalmarkt, ein potentielles Tapering der US-Zentralbank vorweg zu nehmen. Zu groß scheint den Börsianern das Ausmaß der fiskalpolitischen Unterstützung geworden zu sein. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg seit Jahresbeginn um mehr als 80 Basispunkte auf aktuell 1,74%. Doch steigende Anleiherenditen müssen nicht zwingend negativ für Aktien sein. Die Historie zeigt, dass der Grund für den Renditeanstieg und die Geschwindigkeit des Renditeanstiegs die entscheidenden Faktoren im Hinblick auf die darauf folgende Reaktion der Aktienmärkte sind. Steigen Anleiherenditen beispielsweise aufgrund einer soliden Erholung des Wirtschaftswachstums langsam und kontinuierlich an, so ist dies durchaus positiv für Aktien zu bewerten. Ein sprunghafter, unkontrollierter und schneller Anstieg oder eine Zinserhöhung der Zentralbank sind dagegen negative Indikatoren für die zukünftige Entwicklung von Aktienmärkten. Dies konnte zum Beispiel im Jahr 2013 im Zuge des sogenannten „Taper Tantrums“ beobachtet werden. Als Zentralbankchef Ben Bernanke überraschend eine Reduzierung der durch das QE-Programm angekauften Anleihevolumina ankündigte, stiegen die Zinsen sprunghaft an und der Aktienindex S&P 500 kam unter Druck.
Ein solches Szenario dürfte uns erst einmal noch nicht bevorstehen. Trotz der historischen Geldschwemme gehen wir nicht davon aus, dass es kurzfristig zu einem unerwartet starken Anstieg der Kerninflation kommen wird. Dafür sind Arbeitsmarkt und Kapazitätsauslastung in den USA, aber auch generell in den westlichen Industrienationen, weiterhin zu schwach. Wir sehen mittelfristig für die US-Zentralbank keine Notwendigkeit für Zinserhöhungen und erwarten für Aktien auch weiterhin das größte Renditepotential aller Anlageklassen.
Unabhängig von den Gründen für einen Renditeanstieg wird langfristig die Qualität der Geschäftsmodelle und der Bilanzen entscheidend sein, will man mit Aktien eine Outperformance erzielen. Nur Unternehmen mit einer ausgeprägten Preissetzungsmacht und einer gesunden Kapitalausstattung werden in einem Umfeld steigender Inputpreise und höheren Finanzierungskosten in der Lage sein, Margenstärke zu beweisen. Deshalb bleiben wir auch weiterhin auf die langfristigen Gewinnerunternehmen fokussiert.