Der April 2021 wird Volkswirten und Zentralbankern lange in Erinnerung bleiben. Er brachte mit 0,92 Prozent den stärksten monatlichen Anstieg der US-Kerninflation „Core CPI“ seit dem Jahr 1981 mit sich. Vorausgegangen war eine riesige Liquiditätsschwemme durch Geld- und Fiskalpolitik, die bereits zuvor die globalen Inflationserwartungen hatte steigen lassen. Der stärkste Inflationsanstieg seit dreißig Jahren war in erster Linie von Basiseffekten der sich aus dem Corona-Lockdown befreienden Volkswirtschaft getrieben. Die Lust auf Reisen nach den Ausgangsbeschränkungen verteuerte in nur vier Wochen die Preise für Flugtickets um mehr als zehn Prozent und für Hotelzimmer um mehr als sieben Prozent. Darüber hinaus konnten Gebrauchtwagenpreise einen monatlichen Rekordanstieg von zehn Prozent verzeichnen. Kein Wunder, denn die Lieferverzögerungen bei Neuwagen ließen deren Preise in die Höhe schnellen. FED-Chef Jerome Powell wird seither nicht müde, den temporären Charakter der Preisanstiege zu betonen. Langfristig würden sich die von der Pandemie ausgelösten Anomalien wieder normalisieren. Wichtige Preisbestandteile für die langfristige Kerninflation, wie das Gesundheitswesen und Mieten, hatten einen deutlich geringeren Anstieg zu verzeichnen. Der für die FED entscheidende „Core Personal Consumption Expenditure PCE Index“ steht mittlerweile allerdings deutlich über dem Zielniveau der Zentralbank, weswegen Powell die notwendigen „substanziellen Fortschritte“ bei der Inflation für das anstehende „Tapering“ als erreicht ansieht.
Während die volkswirtschaftlichen Auguren den temporären Charakter des Inflationsanstiegs betonen, spüren Unternehmen bereits tiefgreifende und anhaltende Preissteigerungen. Energiepreise spielen aufgrund ihrer Schwankungsanfälligkeit für Zentralbanker keine Rolle bei der Betrachtung der Kerninflation. Industrieunternehmen schlagen aber Reihenweise Alarm, weil die Strompreise explodieren. Gleichzeitig verteuert sich der Preis für Rohöl dramatisch. Die Preise für Bau- und Verpackungsmaterial sind immens gestiegen und auf dem Arbeitsmarkt herrscht ein regelrechter Fachkräftemangel vor, so dass Unternehmen gezwungen sind, Löhne deutlich zu steigern.
Ob sich die aktuell zu beobachtenden Preisverzerrungen tatsächlich wieder auflösen werden, ist unseres Erachtens nur sehr schwer vorherzusagen. Es spielt für GANÉ bei der Auswahl langfristiger Gewinnerunternehmen auch nur eine untergeordnete Rolle, so lange nicht unerwartet starke Zinssteigerungen die Attraktivität der Aktie in Frage stellen. Langfristig werden in einem Umfeld dauerhaft hoher Inflation genau diejenigen Unternehmen erfolgreich sein, die über eine hohe Preissetzungsfähigkeit verfügen. Deshalb fokussiert sich GANÉ auf langfristige Gewinner, die von starken Konsumententrends profitieren und über eine überdurchschnittliche Rohertragsmarge verfügen. Unternehmen, denen es gelingt, Kunden über eine etablierte Infrastrukturplattform eng an das Produkt- und Dienstleistungssortiment zu binden, können höhere Preise auch in einem anspruchsvollen Umfeld durchsetzen. Die jüngsten Preiserhöhungen von Microsoft zeigen, dass die Cash-Flows der stärksten Unternehmen auch zukünftig wachsen dürften. Und zwar nicht nur nominal, sondern real, und unabhängig von einem temporären oder dauerhaften Inflationsanstieg.