Nach dem enttäuschenden Start der Impfkampagne in Europa geht die Bundesregierung nun davon aus, dass im Verlauf des Juni jedem Erwachsenen in Deutschland ein Impfangebot unterbreitet werden kann. Mit Aufhebung der Impfpriorisierung und den potentiellen Lockerungen für Geimpfte und Genesene steigt die Hoffnung auf eine Normalisierung der Wirtschaftsentwicklung. Die USA haben mit einer schnelleren und entschlosseneren Vorgehensweise ein deutlich höheres Impftempo an den Tag gelegt. Zusätzlich wird der US-Konsument durch die aktuellen Hilfsmaßnahmen sehr viel unkomplizierter und direkter unterstützt. Daher ist es nicht überraschend, dass derzeit ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum in den USA erzielt wird. Für das Gesamtjahr 2021 könnten sogar sieben Prozent zu Buche schlagen. US-Aktien entwickelten sich demnach in den vergangenen zwölf Monaten in der Breite deutlich stärker als europäische Aktien. Aus der später einsetzenden Erholung in Europa schöpfen allerdings viele Marktteilnehmer die Hoffnung, dass EU-Aktien zu einer Aufholjagd oder gar einer nachhaltigen Outperformance ansetzen könnten.

In der Vergangenheit war die stärkere Entwicklung von US-Aktien gegenüber Europa und dem DAX aber gerechtfertigt. Entscheidend für eine nachhaltige Outperformance ist nicht etwa die regionale Indexzugehörigkeit eines Unternehmens, sondern die Qualität des Geschäftsmodells und der Bilanz. Der ausschlaggebende Faktor für die bessere Kursentwicklung in den USA war in den vergangenen Jahren das Wachstum der Unternehmensgewinne. Seit der Finanzkrise konnten die Firmen des S&P-Index den Gewinn pro Aktie um über 70 Prozent steigern, während in Europa nur ein Wachstum von kläglichen zwei Prozent erreicht wurde. Ein großer Teil dieser Margenausweitung ist auf den Tech-Sektor und das Silicon Valley zurückzuführen.

Kurzfristig könnte in Europa eine bevorstehende wirtschaftliche Erholung die Börsenkurse stützen. Zudem haben einige Unternehmen im DAX das Potential für eine nachhaltige Erfolgsstory. Langfristig spielt die Musik allerdings unverändert in den USA. Daran dürften auch angekündigte Steuererhöhungen durch Joe Biden oder eine schnellere Verteilung des Impfstoffs in Europa nichts ändern. GANÉ schaut durch taktische Börsenbewegungen hindurch und bleibt auf herausragende Geschäftsmodelle fokussiert. Diese finden wir weiterhin in den USA. Aktuell beträgt unser US-Aktienanteil 25 Prozent der Fondsallokation.

Autor:
Marcus Huettinger Kapitalmarktstratege
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