Die Börse eilt zu immer neuen Höchstständen. Der US-Aktienindex S&P 500 hat seit dem Tiefpunkt der Corona-Krise eine Erholung von nunmehr 100 Prozent realisiert. In dieser Woche konnte er bereits das 49. Rekordhoch erzielen – seit Jahresbeginn 2021. Es scheint, als könnte die euphorische Börsenstimmung durch nichts getrübt werden. Steigende Infektionszahlen der Delta-Variante und neuerliche Lockdowns in Asien und Australien verbreiten keinen Schrecken. Auch geopolitische Spannungen zwischen den Weltmächten USA und China oder der Sieg der Taliban in Afghanistan sorgen die Börse nicht. Selbst die strenge chinesische Regulierungsoffensive, mit der die Wirtschaft im Reich der Mitte gezügelt werden soll, oder eine bevorstehende Verknappung der US Geldmenge durch „Tapering“ können den Partymodus nicht beenden. Konsequent wird auf die Alternativlosigkeit der Aktie und die anhaltende Liquiditätsschwemme durch Geld- und Fiskalpolitik verwiesen. Jede noch so kleine Korrektur wird zur Einstiegsmöglichkeit in den Aktienmarkt erklärt. Wachstumszahlen und Konjunkturdaten, selbst wenn sie hinter den Erwartungen zurückbleiben, werden umgehend positiv interpretiert. Schließlich könne die Antwort der Zentralbanken und Regierungen nur ein anhaltender Stimulus sein. Die Konsequenz daraus ist: Globale Aktienfonds verzeichnen in diesem Jahr schon fast mehr Zuflüsse als in den vergangenen 25 Jahren zusammen. Der umsichtige Anleger erkennt darin aber ein Chance-Risiko-Verhältnis, das an Attraktivität eingebüßt hat. Er fragt zurecht: Gibt es noch Aktien, die ich auf diesem Bewertungsniveau kaufen kann?

GANÉ ist der Meinung, dass die Auswahl der zukünftigen Gewinnerunternehmen jetzt noch gründlicher gestaltet werden muss. Aktien im Allgemeinen bieten zwar weiterhin die attraktivsten Renditechancen aller Anlageklassen. In verschiedenen Bereichen sind allerdings erhebliche Spekulationsblasen auszumachen. Das betrifft zum Beispiel das Segment der „unprofitablen US-Tech-Unternehmen“, das sich von einer geradezu endlos erscheinenden Liquiditätszufuhr zum Ausgleich von Defiziten zu speisen scheint. Um zukünftig nicht in eine „Liquiditätsfalle“ der anderen Art zu tappen, ist der freie Cash-Flow ein wichtiges Kriterium für die solide Aktienselektion. Denn solche Zahlungsmittelüberschüsse nach Abzug der Ausgaben für den Erhalt eines Unternehmens können für Wachstumsinvestitionen, Akquisitionen oder aber auch für Ausschüttungen an Investoren verwendet werden. Gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld erlangt eine attraktive und zugleich stabile Dividendenzahlung eine noch höhere Bedeutung. Fast zwanzig Prozent der global ausstehenden Staats- und Unternehmensanleihen sind derzeit negativ verzinst. Dagegen weisen achtzig Prozent der Unternehmen im STOXX Europa 600 eine Dividendenrendite auf, die über der Rendite ihrer selbst ausgegebenen Unternehmensanleihen liegt. Folglich liegt die Versuchung nahe, einen breiten Indexfonds zu erwerben, um die Fülle der Dividendenzahlungen einzuheimsen. Doch Vorsicht: Dividenden für Aktien stehen im Rang der Kapitalstruktur hinter den Zinszahlungen für Anleihen. Ein Ausfall ist jederzeit möglich. Vor allem, wenn die Dividendenzahlungen an die Anteilseigner nicht aus dem Cash-Flow, sondern aus der Substanz des Unternehmens bestritten werden. GANÉ fokussiert sich daher auf „Dividendenaristokraten“. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang oder gar einen Ausfall der Dividende sehr gering. Wird es an der Börse ruppiger, dürften Investoren diese Stabilität erst recht zu schätzen wissen.

Ein solcher Stabilitätsanker ist Munich RE. Das außergewöhnliche Risikomanagement des deutschen Rückversicherers lässt ihn regelmäßig Spitzenplätze bei den „Total Shareholder Returns“ einnehmen – also der Summe aus Kursgewinnen und Dividendenzahlungen über sehr lange Zeiträume. Schon seit dem Jahr 1970 wurde die Dividende nicht mehr gekürzt. In den nächsten Jahren soll sie kontinuierlich steigen, so die Unternehmensplanung. Aktuell beträgt die Dividendenrendite vier Prozent. Trotz aller Börseneuphorie können wir uns die Frage „Gibt es noch Aktien, die ich auf diesem Bewertungsniveau kaufen kann?“ guten Gewissens mit ja beantworten. Entsprechend ist unser Portfolio strukturiert.

Autor:
Marcus Huettinger Kapitalmarktstratege
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