Eine erstaunliche Entwicklung ist am US-amerikanischen Anleihemarkt zu beobachten. Die nominalen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen sind seit April 2021 von über 1,7 Prozent auf unter 1,2 Prozent gefallen. Die Papiere haussieren, obwohl im April der stärkste monatliche Anstieg der US- Kerninflation seit dem Jahr 1981 zu verzeichnen war. Im Mai und Juni hielt die steigende Preisentwicklung an. Der Rückgang der Anleiherenditen erscheint daher kontraintuitiv, denn historisch begegneten Notenbanken einer solchen Entwicklung mit Zinsanstiegen. Weil die schiere Größe des globalen Anleihemarkts die Kapitalisierung des Aktienmarktes deutlich übersteigt, sehen viele Börsenprofis in der Entwicklung der festverzinslichen Wertpapiere einen Indikator für die zukünftige Richtung des Aktienmarktes. Dieser stürmt von einer Bestmarke zur nächsten. Das ist nachvollziehbar, mag man angesichts der erneut minimierten Alternativverzinsung denken. Vielmehr stellt sich aber die Frage, ob nicht bereits der Anleihemarkt als sicherer Hafen angesteuert wird, während die Aktionäre noch unbeschwert Party feiern. Lässt sich aus der Entwicklung des Anleihemarkts sogar ein Stagflationsrisiko ableiten, das der Aktienmarkt noch ignoriert?
Aus fundamentaler Sicht spricht die Verlangsamung der Wachstumserholung aufgrund der pandemischen Verbreitung der Delta-Variante gegen unmittelbar bevorstehende Zinserhöhungen. Tatsächlich blieb im zweiten Quartal 2021 der Anstieg des US-Bruttoinlandprodukts deutlich hinter den Erwartungen zurück. Mit einem Plus von 6,5 Prozent ist aber dennoch ein üppiges Wachstum realisiert worden. Die Datenlage spricht dafür, dass vorhandene Impfstoffe zwar eine Virus- Übertragung nur einschränken, nicht verhindern können, aber zumindest einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten. Die Wirtschaftserholung wird durch die Delta-Variante verlangsamt. Eine Stagflation, also ein Umfeld stagnierenden Wachstums und steigender Inflation, ist aber zunächst einmal nicht zu erwarten. Dennoch sollten Investoren die Warnsignale des Anleihemarkts aufmerksam beobachten. Neue Höchststände für die Breite der Aktienmärkte werden zunehmend unwahrscheinlicher. Regulierungstendenzen in China, eine bevorstehende Reduzierung der notenbankinduzierten Liquiditätsschwemme, Spekulationsblasen und eine teilweise unreflektierte Gier von Kapitalmarktteilnehmern auf der Suche nach dem schnellen Gewinn könnten die Volatilität an den Märkten sprunghaft ansteigen lassen. Aktien bleiben zwar die bevorzugte Anlageklasse, eine gewissenhafte Auswahl von Gewinnerunternehmen und ein Risikopuffer sind aber wichtiger denn je. GANÉ ist gut vorbereitet. Im ACATIS GANÉ Value Event Fonds halten wir derzeit 22 Prozent Liquidität, um wetterfest zu sein und um neue Chancen ergreifen zu können.